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Rüde oder Hündin

Da stellt sie sich, die Frage aller Fragen bevor ein Welpe einzieht. Wird es ein Rüde oder lieber eine Hündin.

 

Einige Vorurteile oder Fakten möchte ich hier weiter geben.

 

Rüden pinkeln und markieren ständig und überall. Ja, wenn man sie lässt. Ob ein Rüde überall hin pinkelt ist Erziehungssache. Man kann einen Rüden genau so leicht davon abhalten an fremde Blumenkübel zu markieren, genau wie man ihm beibringen kann, sein Geschäft nicht auf dem Wohnzimmerteppich zu erledigen.

 

Rüden sind unverträglicher. Das stimmt nicht. Manchester Terrier sind generell äußerst verspielt und sozial verträglich, können jedoch genau wie Hündinnen aufgrund schlechter Erfahrungen eine Abneigung gegen andere Hunde entwickeln.

 

Rüden besteigen oft andere Hunde. Wie das Markieren hat auch das Besteigen anderer Hunde mit der Erziehung zu tun und oft ist Dominanz, Imponiergehabe oder sogar Unsicherheit die Ursache und hat nichts mit sexueller Motivation zu tun. Ebenso kann es auch mitten im Spiel passieren.

 

Ambra und Audrey hüpfen auch gerne aufeinander rum, manchmal sogar auf befreundeten Rüden, welche sich das, zu meiner Verblüffung, sogar gefallen lassen.

 

Rüden haben oft großen Liebeskummer. Natürlich ist ein intakter Rüde das ganze Jahr an Hündinnen interessiert. Wenn in der Nachbarschaft oder auf dem täglichen Spazierweg eine Hündin läufig wird, macht sich das oft am Verhalten des Rüden bemerkbar. Wie stark er dann jedoch reagiert, ist verschieden. Manch einer weiß genau (mit dem Älterwerden wird man weiser), dass sich die tatsächlich interessante Zeit, die fruchtbare Phase der Hündin, nur auf einige wenige Tage beschränkt. Die restliche Zeit lässt ihn dann glücklicherweise kalt. In extremen Fällen von Liebeskummer ist der Rüde unruhig, weint, winselt, heut wie ein Wolf und frisst nicht. So ein Zustand kommt natürlich bei einem Deckrüden vor, wenn eine Hündin in den Stehtagen zum Decken ins Haus kommt. Dieser Hündin wird dann noch einige Tage und Nächte hinterher geweint.

Zur natürlichen Auslastung des Rüden gehört das ausgiebige schnuppern und markieren dazu. Es ist seine Art
des Sozialverhaltens während des normalen Spaziergangs. Auf einer täglich gut besuchten Strecke, hat ein Rüde mit all seinen Sinnen wahnsinnig viel zu entdecken und zu erledigen. Dabei kommt er aber voll auf seine Kosten und kann nachher selig schlummern, ohne vorher Stunden durch den Wald gelaufen zu sein, wie manch eine Hündin.

 

Außerdem muss ein Rüdenbesitzer nicht zweimal im Jahr für drei Wochen ganz besonders auf seinen Hund aufpassen oder mögliche Verschmutzung im Haus hinnehmen. Es gibt keine Scheinträchtigkeit, kein Hundeplatzverbot und keine Rüden, die plötzlich vor der Haustür bzw. im Garten stehen.

 

Nie vergesse ich eine Läufigkeit im Frühling, wo Ambra und Audrey gleichzeitig in die Standhitze gekommen sind. Zum einen haben sie sich unerträglich oft am Tag, über eine komplette Woche, gegenseitig versucht zu beglücken. Zum anderen hatte ich den Münsterländer-Mischling eines Bauern aus dem Nachbarort im Garten, er ist ohne Probleme über unseren Zaun von 1,20 Meter gesprungen. Und diesen Rüden hat zu diesem Zeitpunkt leider auch niemand mehr angegiftet, da wurde weder das Grundstück verteidigt, noch hörte ich auch nur im Entferntesten irgendein Gebell, was mich darauf schließen ließ, das irgendwas los ist im Garten. Es war reine Glückssache, das ich zum richtigen Zeitpunkt aus dem Fenster schaute.

 

Aber, das war in dem Frühling noch lange nicht alles. Wir drehten abends unsere übliche Runde über die Felder, die Ladys und ich. Des Nachbars zerzauster Pudelmischling kam ohne Leine angerannt und auf der Straße kam ein Auto. Was sollte ich tun? Beide Weiber auf den Arm nehmen, um die holde Weiblichkeit zu schützen und den Strupp vom Auto überfahren lassen? Ich musste reagieren. Also habe ich mich auf die Leinen gestellt, den Pudel ran kommen lassen und ihn auf den Arm genommen, bis sein Herrchen angerannt kam, der sich über unseren „Zustand" ziemlich amüsierte. Mit dem Pudel war die Angelegenheit noch einfach. Als es einen Tag später ein Weimaraner-Doggen-Mischling war, fiel mir nicht mehr viel ein. Wenn ich die Ladys beide auf den Arm genommen hätte, hätten wir in kürzester Zeit alle drei auf dem Rücken gelegen. Also habe ich ihn äußerst unsanft mit den Leinen und meinen Füßen außer Reichweite gehalten. Sein Frauchen war darüber alles andere als amüsiert - ich aber auch nicht. Läufige Hündinnen sind eben manch einem Rüdenhalter ein absolutes Greuel.

 

Anstatt sich also bereits im Vorfeld auf ein Geschlecht festzulegen, ist es viel besser auf den Charakter zu achten. Ein guter Züchter kennt seine Welpen und kann einschätzen, wie sie sich vom Wesen her entwickeln und hilft mit bei der Auswahl, welcher Welpe am besten zum jeweiligen Interessenten und zur Lebenssituation passt.

 

Im letzten Sommer hatten wir den Deckrüden "BlackBandits Undercover Bounty" bei uns zu Besuch. Er hat uns so sehr fasziniert, das wir ihn am liebsten behalten hätten. Schon jetzt freuen wir uns auf seinen nächsten Besuch.